-Zwischen den Orten, Museum und Kunsthalle Potsdam-
Potsdam, Diplom
Architekt
Mitarbeit
Flächen
Baukosten
Leistung
Zeitraum
Bauherr
> Peer Giese
> -
> -
> -
> LPH 1–2
> 2002
> -
Aus dem Erläuterungsbericht
“… STÄDTEBAU
Die Betrachtung über die Grenzen des Planungsgebietes hinaus zeigt, dass die Stadt aus zwei gegensätzlichen Teilen besteht. Zum einen besteht sie aus der traditionellen Stadt, die ich im folgenden mit ‑Stadt der Textur- benenne, und zum anderen aus der modernen Stadt, im folgenden mit ‑Stadt der Objekte- benannt. Das Planungsgebiet liegt ausschliesslich in der ‑Stadt der Objekte-. Es stellt sich die Frage, ob man die ursprünglich vorhandene Textur rekonstruiert, die Objekte entfernt, und somit vor der gegebenen Situation kapituliert, oder ob man die Objekthaftigkeit der ‑Stadt der Moderne- für die adäquate Antwort hält und unterstützt. Mein Entwurf versteht das Areal eher als ‑Gelenk- oder ‑Schnittstelle- zwischen den Orten, zwischen ‑Stadt der Objekte- und ‑Stadt der Textur‑, zwischen Stadt und Wasser, zwischen Platz und Wasser, zwischen Platz und Platz. Hierbei wird ‑Gelenk- als Drehpunkt und ‑Schnittstelle- als Durchdringung und Überlagerung der unterschiedlichen Stadtmodelle verstanden. Dabei greifen die Gelenkarme in das jeweils gegenteilige Stadtmodell und verknüpfen und nivellieren die Stadtstrukturen.
Durch die Schaffung der neuen/alten Achsen wird der jetzt wieder gefasste ‑Alte Markt- mit den anderen Stadtplätzen verbunden. Die Etablierung des Parkes …
hinter der Uferbebauung nutzt die vorhandenen Grünräume ‑Lustgarten, Freundschaftsinsel- aus, um mit ihnen einen Freiraumkreislauf zu bilden, der wiederum zur Vernetzung der Stadträume beiträgt. Die Bebauung am Havelufer setzt eine Kante als Zeichen ‑hier beginnt die Eigentliche Stadt- gegenüber der natürlichen Uferzone der Freund-schaftsinsel. Die Struktur der Haveluferbebauung entsteht aus der Korrespondenz zwischen Bestand und Neubau, durch Bezüge und Rückbezüge von sowohl Fluchten/Achsen als auch von Höhen, und assoziiert das Bild von angeschwemmten Sedimenten oder das eines Arte-faktes.
ARCHITEKTUR
Die Kubatur des Museums und der Kunsthalle hält sich strikt an die Vorgaben des Städtebaus. Museum und Kunsthalle sind durch die ‑Verbindung zwischen den Orten‑, Platz/Stadt und Wasser/Grünraum getrennt. In den oberen Geschossen verschmelzen Museum und Kunsthalle zu einem Objekt, welches jedoch wiederum ein Ausschnitt aus der städtebaulichen Skulptur ist. Auch im Inneren des Komplexes wird die Lage erfahrbar gemacht. Der Weg hindurch und die Öffnungen nach Aussen vermitteln die Bezugnahme auf die verschiedenen Orte und zeigen die Entwurfsidee. Die dem Weg hindurch vorgeschalteten bzw. nachgelagerten ‑kunstfreien Zonen- dienen dem Innehalten, Ruhen, Sammeln und orientieren sich auch zum/zur Platz/Stadt bzw. Wasser/Grünraum. Die vertikal ausgeschnittenen Glaskörper dienen sowohl der Belichtung aber auch als Vitrine, Skulptur-an-sich, sind teilweise begehbar und ermöglichen Sichtbezüge zwischen den einzelnen Geschossen. Auch sie folgen der Bewegung zwischen den Orten, dadurch dass sie horizontal gegeneinander verschoben sind.
FASSADE
Die den Entwurfsprozess begleitende Assoziation von ‑angeschwemmten Sedimenten- drückt sich auch in der Materialität der Fassade aus. Sie besteht aus geschichtetem, hellem Muschelkalk. Wichtig wird hier, um die Skulpturalität zu unterstützen, dass die Fassade all-over ausgeführt ist, denn von der langen Brücke stadteinwärts kommend kann man die Haveluferbebauung in einer leichten Aufsicht sehen.
AUSSTELLUNGSRÄUME
Die Austellungsräume des Museums sind eingestellte Körper, die sich durch die Fassade hindurch auch als solche abbilden. Im Gegensatz zu dem im Erdgeschoss gelegenen, auch unab-hängig vom Museumsbetrieb funktionierenden Restaurant und Museumsshop, orientieren sich die Ausstellungsräume nach innen. Während die Räume des Museums fest, vorgegeben sind, ist der Raum der Kunsthalle konträr als Raumkontinuum ausgebildet. Dieser Gegensatz bildet sich auch in den jeweiligen Hoffassaden ab.”