Schloß Schwerin, Neugestaltung des Plenarsaals mit Konferenzbereich und Nebenräumen
Schwerin, offener Planungswettbewerb
Architekt
Mitarbeit
Flächen
Baukosten
Leistung
Zeitraum
Bauherr
> SACHAROWA-GIESE
> Thomas Meyer
> -
> 6.5 Mio. €
> LPH 1–2
> 2011
> Land Mecklenburg-Vorpormmern
Anlass und Zweck des Wettbewerbs
Die Parlamentarische Baukommission des Landtages Mecklenburg-Vorpommern hat die Auslobung eines Architektenwettbewerbes für den Umbau des Plenarsaales im heutigen Festsaal einschließlich Lobby, Nebenräumen und eines Konferenzbereiches im heutigen Plenarsaalbereich beschlossen. Ziel ist die Schaffung eines zeitgemäßen Plenarbereichs mit allen dafür notwendigen Nebenfunktionen.
Aus dem Erläuterungsbericht
“… A. KONZEPTION
Die Gebäudestruktur wird erlebbar und bewusst gemacht durch Neustrukturieren im weitesten Sinne. Die Prioritäten werden auf Freilegen und Wiederherstellen alter und Schaffung neuer Sichtbeziehungen in Längs-und Querrichtung, auch in der Vertikalen, gesetzt. Beispiele davon sind die zusätzlichen Öffnungen als Festverglasungen bzw. Glastüren in der Besucherlobby, und in der Vertikalen die bis ins vierte Obergeschoss verlängerte Rote Marmortreppe. Alle verschiedenen Zeitschichten werden nebeneinander sichtbar gemacht (synoptisches Konzept). Die Neubauteile werden als neuer Bauzustand deutlich von der Substanz …
getrennt. Alle neuen Ausbaulemente werden, soweit immer möglich, freigestellt oder in den Raum gehängt. Exemplarisch seien hier die vor den geschlämmten Rohbau vorgehängten Kunststeinlamellen im Plenarsaal genannt. Als Reflexion auf den historischen Ort ‑Goldener Saal- und der eigentlichen Nutzung als Versammlungsort wird der Außenwand des zukünftigen Plenarsaals eine abstrakt auf die Historie hinweisende siebbedruckte Glasfassade vorgeblendet. Das Motiv des Siebdrucks soll die ehemalige Innenfassadengestaltung abstrahiert wiedergeben. Quasi als Kulissenwand eines Amphitheaters trägt diese den Gedanken eines Ortes der Erkenntnis, der Selbstvergewisserung und der Tradition weiter. In Gegenüberstellung zu dem Vorhandenen entsteht ein Dialog der Kontraste:
Material gegenüber Dekoration, Leichtigkeit gegenüber Masse, Neu gegenüber Alt und dabei formal zurückhaltend, in der Materialität jedoch bestimmt.
B. KONSTRUKTION
Alle neu eingebrachten Tragkonstruktionen sind als leichte Stahlkonstruktionen konzeptioniert, sei es die Empore im neu zu errichtenden Plenarsaal oder die neue Zwischenebene im derzeitig genutzten Plenarsaal. Gleiches gilt für die neu eingebrachten Treppenläufe. Als wesentliches konstruktives Element des neu zu errichtenden Plenarsaals lässt sich die Besucher- bzw. Pressetribüne nennen. Statisch basiert die Konstruktion auf einem Fachwerk-Trägersystem. Die Hauptträger sind hier einerseits horizontal verlaufende Stahlträger die in der Längswand des Raumes einbinden und andererseits ein 2‑fach gekrümmter Stahlträger der die aufgenommenen Lasten in die Querwände abgibt. Die entsprechende Aussteifung wird über das eingefügte Stahlfachwerk realisiert. Die dem bis auf den Rohbau bereinigten Wände des Plenarsaals vorgesetzte neue Schicht wird samt Ihren benötigten Befestigungen so ausgebildet das eine Revisionismus leicht möglich ist. Die neue Zwischenebene im derzeitig genutzten Plenarsaal besteht aus einem Stahlträgerrost, der in die umlaufenden Innenwände einbindet,auf der Fassadenkonstruktion des dritten Obergeschosses (Pressestelle Landtag) auflagert und partiell an der Außenwand einbindet.
C. MATERIALIEN
Material dient als Ausdruck der gewählten Formensprache und repräsentiert so die Idee. Dabei steht eine Versachlichung der Konstruktion im Vordergrund. Als Gestaltungsprinzipien fungieren: Schichtung, Füllung und Raum im Raum. Neue Materialien werden pur eingesetzt, das meint, dass eine nachträgliche Veredelung nicht gewollt ist. Als Materialien sind vorgesehen:
> Naturstein — heller Travertin
> Kunststein — Corian
> Metall — Edelstahl, glasbruchgestrahlt
> Holz — Eiche, gekälkt
> Glas — Weißglas, zum Teil siebbedruckt
D. SCHNITTSTELLEN BESTAND
Die baulichen Schnittstellen zum Bestand zeichnen sich eindeutig in der Materialität der neuen Einbauten ab.
E. BARRIEREFREIHEIT
Alle Raumsequenzen des Wettbereichs sind barrierefrei ausgebildet. Ausgenommen sind hier die Dolmetscherkabinen und die Tonkabine, welche aufgrund der Anforderungen an Lage im Plenarsaal und Höhe gegenüber dem Plenum nicht barrierefrei ausgebildet sein können. Erreicht wird die Barrierefreiheit im wesentlichen durch die Weiterführung des geplanten Aufzuges ins vierte Obergeschoss mit einem Ausstieg im dritten Zwischengeschoss des Treppenhauses der Roten Marmortreppe. Eine Besonderheit stellt hier der Treppenhublift im neu zu errichtenden Plenarsaal dar. Er ermöglicht einen barrierefreien Zugang zum Präsidiumsbereich.
F. WC-RÄUME
Neue WC-Räume für die Besucher des Plenarsaals werden im 3.Zwischengeschoss gut auf kurzem Wege verortet. Der weitergeführte Aufzug bietet auch die Möglichkeit diese Räume barrierefrei zu erreichen.
G. EINBINDUNG DES BESTEHENDEN AUFZUGS
Der bestehende Aufzug im jetzigen Festsaal bleibt bestehen und soll hauptsächlich der Erschließung des Landtagsbereiches dienen. Für die Besucher des Museums muss dieser, um aus dem zweiten Obergeschoss (Museumshauptzugang) in das dritte bzw. erste Obergeschoss zu gelangen, jedoch auch nutzbar sein (solange kein adäquater Ersatz geschaffen werden kann), sodass eine kartengesteuerte Nutzung notwendig und planerisch seitens der technischen Ausrüstung vorgesehen wird.
H. BELEUCHTUNG/KONFERENZTECHNIK/ELEKTROTECHNIK
Im zukünftigen Plenarsaal wird die Grundbeleuchtung über die neu eingebrachte hinterleuchtete Spanndecke als raumbildendes Element gestaltet. Zusätzlich sind auf-bauende Wandleuchten, im Duktus der vorgesetzten Wandstruktur vorgesehen. Gestalterisch-analog ist in allen neuen Hauptnutzungen eine hinterleuchtete Spanndecke vorgesehen. An den Plenarsaal und den Konferenzbereich werden hohe akustische Anforderungen gestellt werden. Insbesondere werden eine gute Sprachverständlichkeit und eine ausreichende Lautstärke erforderlich. Die Technik für den Plenarsaal bestünde aus folgenden Anlagen, die folgende Anforderungen erfüllen würden:
> Verstärkeranlage mit zentraler Raumbeschallung (fest eingebaut)
> Konferenzanlage arbeitet vollständig im Automatikbetrieb und kann auch im Handbetrieb umgestellt werden
> Anbindung der Konferenzanlage an die zentrale Beschallung im Raum
> Saal wird teilweise mit einer Schwerhörigentechnik (Empore) ausgestattet
> die Schwanenhälse der Mikrofone werden gegen den Tisch akustisch gedämpft
> Bodentanks für Mikrofonverkabelung, BK-Anschluss und VGA-/Medienanschlüsse
> Anbindung an die digitale Tonaufzeichnung (DTA) einschließlich der Geräte.
Im Konferenzbereich und dem Bereich der Landespressekonferenz ist dieses Konzept analog vorgesehen.
I. BRANDSCHUTZ/EVAKUIERUNG
Eine Selbstevakuierung der Behinderten wird nicht möglich sein. Im Falle einer notwendigen Evakuierung ist ein Evakuierungsstuhl bzw. Trage seitens der Feuerwehr zu benutzen. Diese sind in Nähe der Rettungswege zu lagern.
J. LÜFTUNGSTECHNIK
Die Leistungen der raumlufttechnischen Anlagen werden auf die hygienisch erforderlichen Mindestluftraten, gerade hinsichtlich der Kapazitäten der bestehenden Lüftungsanlage, begrenzt. Bereiche, die eine Vollklimatisierung erfordern, werden durch den Einsatz von Kompressionskälte und Absorptionskältemaschinen gekühlt. Wo immer möglich, wird auf den Einsatz maschinell erzeugter Kälte ganz oder zum Teil verzichtet. Durch den Einsatz hocheffizienter Wärmetauschersysteme im Zusammenhang mit adiabater Kühlung der Abluft kann die Zuluft in Teillastfällen ganz oder im Auslegungsfall zum Teil auf das erforderliche Temperaturniveau gekühlt werden.
Im Detail erfolgt die Belüftung des Plenarsaals per Quelluft sowohl über den Bereich des Wandsockels als auch über den Boden, wobei die Bereiche der Bestuhlung, aus Gründen einer möglicherweise entstehenden Zuglufterscheinung, ausgenommen bleiben. Die Abluft wird über eine umlaufende Deckenrandfuge abgesaugt.
Analog wird das Lüftungsprinzip auch auf den Konferenzbereich übertragen (eingestellte Körper). Darüber hinaus ist und bleibt eine Be-und Entlüftung über die Fenster der Außenfassade möglich.°